Mode als Stilmittel, mit dem man sich inszeniert, abgrenzt oder umwirbt

Mode ist eine der schönsten Nebensache der Welt. Aber für alle, die nicht mehr ganz jung sind und in einer alternden Gesellschaft leben, wird es manchmal zu einer Gratwanderung, sich gut und angemessen anzuziehen.

Unversehens passiert es einem, dass man sich in ein T-shirt verliebt, dass 20 Jahre jünger ist als man selbst. Das ist nicht weiter verwunderlich und vielleicht nicht weiter als der Beweis unserer Anpassungsfähigkeit. Denn das Ideal, an dem die Mode sich seit Jahrzenten orientiert, ist das Mädchen – und nicht die erwachsene Frau. Vor allem auf dem Laufsteg und bei der dekorativen Kosmetik sieht frau dies ganz deutlich.

Man kann nicht NICHT kommunizieren: Ein Motto, das auch für unsere Kleidung gilt. Wann hat das eigentlich angefangen, dass einem überall ein bestimmter Typus Frau ins Auge fällt. Die Haare meist ungepflegt oder falsch gefärbt, die Beine stecken in Jeans, die Füsse im Winter in einer Art Wanderschuhe, im Sommer in Trekkingsandalen. Die Leibesmittel ist eingehüllt in Funktionsjacken mit versiegelter Oberfläche, auf den Rücken haben sie einen Rucksack geschnallt, der im Zuggedränge bei ruckartigen Drehungen nach rechts und links gern im Gesicht oder in den Rippen Mitreisender landet. Dank des Rucksacks hat man die Hände frei. Wie praktisch! An den Funktionsjacken perlt das Wasser ab, sodass man beim Ausflug in die Stadt keinen Schirm mitnehmen muss. So haben wie es sich wohl gedacht, als sie sich derart ausstaffierten. Doch zwischen Zweckmässigkeit und optischer sowie sozialer Rücksichtslosigkeit verläuft oft ein schmaler Grat. So ziehen sie dahin, die von Kopf bis Fuss in praktische Kleidung gehüllten Outdoor-Desperados mittleren bis höheren Alten. «Mode ist mir nicht wichtig», ist die Botschaft ihrer Kleidung vermutlich ist ihnen nicht einmal bewusst, dass ihre Kleidung eine Botschaft hat.

Tatsächlich spricht Mode eine subtile Sprache. «Man kann nicht NICHT kommunizieren. Jeder von uns versucht, etwas zu verbergen oder zu sagen mit der Art, wie er sich kleidet. Wer im praktischen Einheitslook durch die Stadt flaniere, signalisiere: « Ich will nicht weiter auffallen.» Wer sein Erscheinungsbild jedoch so sehr herunterdimme, riskiere, dass er irgendwann sein Dasein im Schatten seines langweiligen Outfits fristet. Und von seinem Umfeld als Langweiler und nicht sichtbar wahrgenommen wird.

Für Ästheten ist es deshalb sehr erholsam fürs Auge in Italien über eine Piazza zu flanieren. Jeder Mitspieler in dem kleinen Welttheater, das dort jeden Abend gegeben wird, gibt sich mühe, sich als angenehme Erscheinung zu präsentieren. Aus Respekt vor seinen Mitmenschen und vor sich selbst. In Ländern wie Italien und auch Frankreich werden Kleider als Teil der Kultur betrachtet. Mode ist ein Stilmittel, mit dem man sich inszeniert, abgrenzt und für sich wirbt. Dies auf ganz natürliche Weise.

In Florenz und Rom habe ich beobachtet, dass die Leute, auch wenn es hier viel heisser ist als in der Schweiz, immer einen gewissen Dresscode wahren. Die Männer laufen nicht unbedingt im Nadelstreifen umher, doch trotzdem gut gekleidet und ansprechend, so, dass man sieht, dass sie geschäftlich unterwegs sind. Gute Schuhe sind ein «must». Auch werden Sitzungen im Gehen abgehalten und heftig mit den Händen gesprochen. Dies mit viel Temperament und Drama. Die Damen haben ihren ganz eigenen Stil. Gar nicht steif, wie bei uns, sondern sehr individuell zusammengestellte Mode, welche gezielt ausgewählt wurde für den jeweiligen Tag. Offene Schuhe, die hier absolut Sinn machen, bei dieser Hitze. Schuhe, mit breiterem Absatz, die das Gehen etwas einfacher machen. Trotzdem alles sehr gezielt zusammengestellt. Haare schön gemacht und immer schöne Taschen dazu getragen, die das Outfit abrunden.

Die Mode, die hier in Italien zum Verkauf sind, ist eine andere, als bei uns in der Schweiz. Kleine Details machen es aus. Was mir schon lange auffällt ist, dass auch grosse Modeketten ihr Sortiment einem Land angepasst haben und somit findet man im Ausland viele andere Kleider, als bei zu Hause.

Die Italiener spielen mit ihrem Charm und mit «ihren Kostümen» auf der Bühne der Piazza. Dies bis ins hohe Alter. Somit wird man nicht übersehen. Mode als Stilmittel, mit dem man sich inszeniert, hervorhebt, abgrenzt und auch umworben wird. Auch graue Haare werden hier vorgeführt. Dies mit sehr exakten Haarschnitten und gekonntem Make-up. Weniger ist mehr!

Dies ist auch ganz wichtig im Business. Wer nicht seinen eigenen Stil hat, an dem erkannt wird, gleichwohl aber authentisch wirkt, wird oft übersehen und bei Beförderungen übersehen. Kleiden Sie sich authentisch und anlassgerecht. So, dass es Ihnen wohl ist und Ihre Professionalität voll zur Geltung kommt. Kleiden Sie sich so, wie auf der nächst höheren Geschäftsstufe.

Mode als Stilmittel, mit dem man sich inszeniert, abgrenzt oder auch umworben wird.

Probieren Sie es aus!